Hof- u. landesbefehligte

Metall- und Broncewarenfabrik Josef Grüllemeyer

Pionier der österreichischen Metallindustrie im 19. Jahrundert

Josef Grüllemeyer

Den Beschlägen und Gusseisenwaren aus der Fabrik Grüllemeyer begegnet man im Wien vom 1. bis 19. Bezirk auf Schritt und Tritt. Kaum ein Türgriff, eine Fensterolive oder ein Zierband, deren Form wir nicht in den umfangreichen Grüllemeyer-Katalogen wiederfinden.

Der Wiener Historiker Anton Tantner hat für uns die Geschichte der Fabrik und der Familie Grüllemeyer recherchiert und uns seine Arbeit zur Verfügung gestellt.

Titel Weltausstellung 1873

Weltausstellung 1873

Vom Lehrling zum Industriellen

Begonnen hat die Geschichte mit Josef Grüllemeyer der 1811 in Prag geboren wurde und als 15-jähriger in Wien eine acht Jahre dauernde Lehre zum „Gelbgießergesellen“ begann. Mit 22 Jahren gründete er bereits seinen eigenen Betrieb und beschäftigt 1841 dreißig Gesellen im neugebauten Fabrikhaus in Ottakring. Im neuen Arbeiterwohnviertel siedelten sich zu dieser Zeit viele Industriebetriebe an und der Bezirk befand sich im Aufschwung. Als Industrieller war Grüllemeyer, der sich auch als Gemeinderat in die Geschichte Ottakrings einbrachte, sehr erfolgreich. So wird er in einer Biografie zur Weltausstellung 1873 als Pionier des Fortschrittes bezeichnet „welcher unter dem Drucke der lästigen Fesseln des alten Systems der Bevormundung und Beschränkung gewerblicher Strebsamkeit einen harten Kampf zu bestehen hatte und ihn siegreich bestanden“.

Amalienbad in Wien, 1928

Amalienbad in Wien 1928

Im Jahre 1873 nimmt das Haus Grüllemeyer an der Wiener Weltausstellung teil. Zu diesem Zeitpunkt führt die Fabrik mit 260 Angestellten die Witwe von Josef, Katharina Grüllemeyer. Das Unternehmen wird später in eine offene Gesellschaft umgewandelt und die Söhne und Enkel führen den Betrieb bis in die 1960er Jahre weiter. So finden wir in den Katalogen von 1895 und 1903 ein umfassendes Beschlägeprogramm für Fenster und Türen, Griffe, Klavierrollen und vieles mehr. In den 1920er Jahren fertigt die „kais. u. kön. Hof- u. landesbefehltigte Metall- und Broncewarenfabrik Josef Grüllemeyer“ das Alpakageländer (Neusilber) im Wiener Amalienbad und auch die Tür- und Fensterbeschläge im neuen Tuberkolosenpavillon in Lainz.

Der Lauf der Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts hinterlässt seine Spuren und so hat der Betrieb 1933 nur noch zwanzig Mitarbeiter und trotz zwischenzeitlicher Aufträge wird dieser 1964, nach dem Tod von Dr. Josef Grüllemeyer, dem Urenkel des Gründers und Inhaber seit 1924, abgewickelt. Wenig später werden auch die Werkstätten in der Friedrich-Kaiser-Gasse abgerissen und die Ottakringer Brauerei nimmt dort ihren Platz ein.

Als letztes zartes Band in die Gegenwart blieben nur die Kataloge erhalten, die wir durch einen glücklichen Zufall erwerben konnten.

Historischer Katalog Grüllemeyer

Kataloge aus der Vergangenheit für die Zukunft

Auf Basis dieser historischen Kataloge haben wir uns daran gemacht, die Beschläge weiterzuentwickeln und für den Gebrauch in der modernen Zeit anzupassen. Jede Zeichnung aus den Grüllemeyer-Katalogen ist bei uns als 3D-Entwurf hinterlegt und somit können wir Ihnen alle Produkte wieder aufleben lassen – im ersten Schritt.

Zu den historischen Katalogen.

Rekonstruierte Alt Wien Türgriffe

Die Geschichte geht weiter

Im zweiten Schritt haben wir unser technisches Know-how in die historischen Beschläge integriert. Das heißt, schwere Türgriffe werden stabilisiert und halten damit weit mehr Publikumsverkehr aus, als dies bei historischen Beschlägen der Fall ist. Dank einer zusätzlichen Rückholfeder lassen sich auch große Griffe leicht bedienen. Türdrückergarnituren wurden auch als Sicherheitsgarnitur konzipiert und rekonstruierte Fensteroliven sind mit einem absperrbarem Schloss versehen. Das alles ohne die feinen Details der originalen Beschläge zu verändern.

Alt Wien Klassik rekonstruiert

Alt Wien Klassik historisch

Die neuen pecco-Serien

Da sich nicht nur die Technik weiterentwickelt hat sondern auch die Verschiedenartigkeit der Fenster und Türen, sind wir noch einen weiteren Schritt gegangen. Im Schritt drei wurden zu den Entwürfen Serien entwickelt. Das heißt, es gibt nicht nur Einzelstücke mit moderner Technik, sondern auch die dazu passende Ausstattung an Fenstergriffen, Sicherheitsbeschlägen, digitale Beschläge, fluchtwegetaugliche Beschläge, Balkontürgriffe und vieles mehr. Diese sind untereinander frei kombinierbar und können damit im gesamten Bauwerk durchgehend verwendet werden.

Wir sind uns sicher, dass dieses Vorgehen ganz im Sinne des Unternehmers Grüllemeyer wäre und freuen uns weiterhin viele detailverliebte und originale Beschläge in Wien zu finden.